Kein Magengeschwür kann bei einem Musiker heimisch werden

Aus dem Archiv des Musikvereins Britzingen

 

 

Wenn ein (Laien-)Musiker über sein Hobby ins Schwärmen gerät, kann er schon einmal über's Ziel hinausschießen:

 

"Kein Magengeschwür kann bei ihm [dem Musiker] heimisch werden. Auch Blattfüße werden sich bei ihm nicht zeigen. Quell-wasserklar wird seine Psychose im schöpferischen Akt des Musizierens sein, - während das Nervensystem unmusikalisch beschäftigter Zeitgenossen Tag für Tag unter den Giftschwaden des Existenzkampfes dahinröchelt und vergebens nach einem Auspuffrohr wimmert."

 

Eigentlich war es ja um die Berichterstattung zum Verlauf der Jahreshauptversammlung des MV Britzingen am 25. Januar 1964 gegangen. Doch musste sich der Schriftführer, fortgerissen von den optimistischen Worten seines Ersten Vorsitzenden Albert Hofmann über die Zukunft der Blasmusik, unterbrechen und ihm aus vollem Herzen zustimmen. Auch in der "Allgemeinen Volksmusikzeitung" sei etwas ähnliches zu lesen. Und es gehe ja, so fährt er fort, um viel mehr als nur um die Musik! Es gehe um die ganze Existenz: "Der Musiker frißt nichts in sich hinein, er läßts hinaus mit Sang und Klang." Da kann dann aus der Psyche auch schon einmal eine "Psychose" werden ...

 

(Aus: Protokollbuch des Musik-Vereins Britzingen, 1962-1969, Eintrag zum 25.01.1964)

Zwei weitere 'Blüten' aus dem Archiv des Musikvereins Britzingen:

Für den 1. Februar 1962 vermerkt das Protokollbuch: der Musikverein brachte den

"aktiven Vereinskameraden [...] Robert Engler und Margarete geb. Schumacher anläßlich ihrer Vermählung einen bunten klingenden Melodienstrauß und sorgte für eine wohlverdiente Abwechslung ihrer Familienfeier."

 

Wollte der Schriftführer wirklich sagen, dass die Hochzeitsfeier eine Abwechslung verdient hatte und also brauchte? Das wäre für Britzingen eher untypisch ...

 

Da passt schon eher der Bericht einer durchwachten Nacht: Am 9. November 1963 fand wiederum eine Hochzeit statt, diesmal von Ilse Kaltenbach, der Tochter des zweiten Vorsitzenden Ernst Kaltenbach. Hier wurde von einem Sextett des MV ein Ständchen gebracht - anschließend gab's einen "Freitrunk". Doch:

"dem glücklichen schlägt keine Stunde."

Sicherlich hatte es eigentlich heißen sollen, dass das Glück des Glücklichen kein Ende findet. Jedenfalls endete der Abend nicht schon im "Hirschen", bei der Hochzeitsfeier, sondern im benachbarten Muggardt, wo sich die glücklichen Musiker zur nächtlichen Stunde wiedertrafen,

"um mit einer kleinen Nachtmusik die Einwohnerschaft zu überraschen: In der Hockestellung vor den aufgeblendeten Scheinwerfern eines Volkswagens bemühte man sich um ein gutes Gelingen dieses Vorhabens",

das möglicherweise durch inzwischen gesteigerten Oexlegehalt beflügelt wurde. Die Fortsetzung lässt diesen Verdacht zur Gewissheit werden:

"Mag sein, daß die musikalischen Qualitäten unter den gegebenen Umständen etwas gelitten haben. Doch der Erfolg blieb nicht aus. In der einladenden und gemütlichen Stube des Vereinskameraden O. Engler fühlten sich die sechs Methusalemen noch recht geborgen bei einer Büchse Bißmarckheringe ..."

(Aus: Protokollbuch des Musik-Vereins Britzingen, 1962-1969, Eintrag zum 09.11.1963)

Dies ist nicht die einzige Stelle im Protokollbuch, an der man den Eindruck hat, dass der protokollierende Schriftführer ein höchst aktiver Teil des trinkfesten Sextetts war - und seinen Bericht vielleicht noch mit einem gehörigen Schuss Restalkohol im Blut verfasst hat.

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