Musikverein Britzingen feiert 150-jähriges Bestehen mit Jubiläumswochenende / Großer Abschied für Ernst-Ludwig Kaltenbach.
MÜLLHEIM-BRITZINGEN. Der Musikverein Britzingen feiert sein 150-jähriges Bestehen. Das Jubiläumswochenende begann mit einem feierlichen Festakt, der mehr als die rund hundert anwesenden Gäste verdient gehabt hätte. Nach über 54 Jahren als aktiver Musiker spielte Ernst-Ludwig Kaltenbach zum letzten Mal im Britzinger Blasorchester die Tuba und wurde feierlich mit stehenden Ovationen verabschiedet.
150 Jahre
Es sei, so Vorsitzender Arndt Rüdlin, eine beeindruckende Zahl: 150 Jahre Musikverein Britzingen. Aus den Überlieferungen ergebe sich, dass die Musik und die Gemeinschaft alle Generationen immer
verbunden hätten, so Rüdlin. Er selbst gehöre erst seit 15 Jahren der aktiven Kapelle an, führte Rüdlin aus, das sei gerade mal ein Zehntel der gesamten Zeit. Die Geschichte des Musikverein
Britzingen sei aber nicht nur lang, sondern wechselvoll und nicht zuletzt geprägt durch zwei Weltkriege.
Die Historie
Ehrenmitglied Rainer Zeller, selbst 15 Jahre Vorsitzender des Vereins, skizzierte die bewegte Geschichte in Eckdaten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Musikverein Britzingen im Oberrheinischen
Anzeiger aus dem Jahre 1865. Probleme beim Nachwuchs und der Instrumentenbeschaffung führten jedoch dazu, dass sich der Verein wieder auflöste. Es folgte 1874 eine Neugründung als Militärverein, die
sich zwei Jahre später wegen Überalterung ebenfalls wieder auflöste. 1882 formierte sich die Britzinger Musikkapelle, deren musikalisches Engagement durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde.
1920 formierte sich der Verein abermals aus dem aufgelösten "Hirzeklub" neu. Im Jahre 1926 tritt der Musikverein mit 18 aktiven und 120 fördernden Mitgliedern dem Oberbadischen Musikverband bei. Nach
den Wirren des Zweiten Weltkrieges beginnt 1947 die Ära von Ehrendirigent Karl Zettelmeyer als Leiter des Musikvereins, dem er bis 1975 treu blieb. Am 12. März 1950 feiert der Verein sein 30-jähriges
Bestehen in Unkenntnis der vollständigen Historie. Der damalige Vorsitzende Peter Stecher entdeckte 1970 bei den Jubiläumsvorbereitungen den Zeitungsbericht aus dem Jahre 1865. So konnte bereits
zwanzig Jahre nach dem 30-jährigen Bestehen und mit fünf Jahren Verspätung der 100. Geburtstag gefeiert werden. Nach zwei Weltkriegen wurde durch den Musikverein Britzingen das Kulturgut Musik neu
belebt, so Rainer Zeller. Seit 1970 dürfen auch Frauen in der Kapelle mitspielen. Heute spielen 40 Musiker und Musikerinnen unter der Leitung von Sergej Kraft. Daneben gibt es ein aktives
Jugendorchester mit derzeit zwölf Mitgliedern, das von Annika Boch geleitet wird. Die Liebe zur Musik eine viele Menschen im Verein, so Zeller, deren Eifer lasse keine Zweifel an der
Zukunftsfähigkeit des MV Britzingen aufkommen.
Grußworte
Musikalische Glückwünsche überreichte die Chorgemeinschaft Britzingen unter der Leitung von Martin Klingler. Mit "Ramtata" stellte der Chor unter Beweis, dass auch Marschmusik zünftig gesungen werden
kann. Beim amüsanten "Lauf, Bläser, lauf" erkannten sich einige Musiker wieder. Für die Stadt Müllheim würdigte Günter Danksin den Verein als "sichtbarer Ausdruck kulturellen Engagements", der
keineswegs alt sei. Danksin würdigte – ebenso wie Bernhard Metzger, Präsident des Markgräfler Musikverbands, und Ortsvorsteher Armin Imgraben – die hervorragende Jugendarbeit, was einen unschätzbaren
Wert für die Gesellschaft bedeute. Im Namen der Vereinsgemeinschaft gratulierte Friedemann Kallert. Ewald Quintus dankte im Namen des Turnvereins für die gute Zusammenarbeit, ebenso wie Friedhelm
Behringer als Vertreter der Kirchengemeinde.
Abschied
Nach 54 Jahren, einem Monat und 15 Tagen wurde Ehrenmitglied Ernst-Ludwig Kaltenbach als aktiver Musiker des Musikvereins Britzingen verabschiedet. Ernst-Ludwig Kaltenbach engagierte sich im Vorstand
als Beisitzer und zweiter Vorsitzender. Im Jahre 2011 erhielt er die große goldene Ehrennadel des deutschen Blasmusikverbands. Im Orchester spielte Kaltenbach die große Tuba. "Im Bass wird er uns
künftig sehr fehlen", sagte Rüdlin. Als Abschiedsgeschenk dürfe Kaltenbach das vereinseigene Instrument auch weiter nutzen. "Jetzt ist fertig", sagte Kaltenbach sichtlich gerührt und versprach, im
Orchester, falls nötig, einzuspringen.
Musikalisches Zwischenspiel an der Weinprobe